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AutorenbildThomas Laggner

Positive Psychologie

Positive Psychologie: Eine kritische Betrachtung und ihre Bedeutung in der modernen Psychologie


Der Begriff „Positive Psychologie“ wurde bereits 1954 von Abraham Maslow geprägt, einem der bedeutendsten Vertreter der Humanistischen Psychologie. Maslow betonte, dass Psychologie sich nicht nur auf Defizite und Krankheiten konzentrieren sollte, sondern ebenso auf die positiven Aspekte des menschlichen Erlebens und Handelns. In dieser Tradition steht die Positive Psychologie, die sich auf die Ressourcen und Potenziale des Menschen konzentriert. Doch erst 1998 gewann das Konzept erneut an Popularität, als der Psychologe Martin Seligman es als zentrales Thema seiner Präsidentschaft bei der American Psychological Association (APA) aufgriff. Seitdem hat die Positive Psychologie weite Verbreitung gefunden und wird in verschiedenen Disziplinen wie Erziehung, Bildung und Unternehmensführung eingesetzt.


Positive Psychologie und Humanistische Psychologie: Die Wurzeln

Die Positive Psychologie knüpft in vielerlei Hinsicht an die Humanistische Psychologie an. Maslow und seine Zeitgenossen, wie Carl Rogers, legten den Grundstein für eine ressourcenorientierte Sicht auf den Menschen. Ihr Konzept von Selbstverwirklichung, Wachstum und der Entfaltung des menschlichen Potenzials bildete die Grundlage für viele Ideen, die später von Seligman und anderen in der Positiven Psychologie wieder aufgegriffen wurden. Besonders die ressourcenorientierte Psychotherapie, die schon lange vor der Popularisierung der Positiven Psychologie existierte, nutzte diese Erkenntnisse. Die Förderung von Stärken und Ressourcen war also keineswegs ein neues Thema, sondern wurde schon zuvor als wichtig für den therapeutischen Prozess angesehen.


Schwerpunkte der Positiven Psychologie: Charakterstärken und Tugenden

Ein zentrales Forschungsfeld der Positiven Psychologie liegt in der Identifikation und Förderung von Charakterstärken. In ihrer einflussreichen Arbeit identifizierten Christopher Peterson und Martin Seligman sechs Tugenden, denen insgesamt 24 Charakterstärken zugeordnet werden:

  • Weisheit und Wissen (kognitive Stärken): Kreativität, Neugier, Aufgeschlossenheit, Lernfreude, Perspektive

  • Courage (emotionale Stärken): Tapferkeit, Beharrlichkeit, Integrität, Vitalität

  • Menschlichkeit (interpersonale Stärken): Liebe, Freundlichkeit, soziale Intelligenz

  • Gerechtigkeit (zivile Stärken): soziale Verantwortung, Fairness, Führungsstärke

  • Mäßigung (Schutz vor Exzessen): Vergeben und Mitleid, Demut und Bescheidenheit, Besonnenheit, Selbstregulation

  • Transzendenz (spirituelle Stärken): Wertschätzung von Schönheit und Exzellenz, Dankbarkeit, Hoffnung, Humor, Spiritualität


Diese Charakterstärken sollen in der Positiven Psychologie als universelle, kulturübergreifende Eigenschaften gelten, die den Menschen zu einem guten und erfüllten Leben führen können. Empirische Studien, die von Seligman und anderen durchgeführt wurden, versuchen diese Stärken zu messen und deren positive Effekte auf das Wohlbefinden zu belegen.


Kritische Betrachtung: Universalität und kulturelle Unterschiede

Ein zentraler Kritikpunkt an der Positiven Psychologie ist die Frage nach der Universalität dieser Tugenden und Charakterstärken. Können diese wirklich als kulturübergreifend angesehen werden? Während die westliche, insbesondere die amerikanische Forschung großen Wert auf individuelle Stärken wie Autonomie und Selbstverwirklichung legt, stehen in vielen anderen Kulturen kollektive Werte im Vordergrund. In asiatischen und afrikanischen Kulturen spielen oft Gemeinschaft und Harmonie eine weitaus größere Rolle als individuelle Entfaltung. Die Gefahr einer kulturellen Verzerrung in der Forschung der Positiven Psychologie ist daher nicht zu unterschätzen. Hier wäre eine differenziertere Betrachtung notwendig, um zu verstehen, wie verschiedene Kulturen das Konzept des Wohlbefindens und der Tugenden interpretieren.


Wissenschaftliche Fundierung: Stärken und Schwächen

Einer der großen Verdienste der Positiven Psychologie liegt in ihrem wissenschaftlichen Ansatz. Seligman und seine Mitstreiter haben sich bemüht, das Wohlbefinden und die Charakterstärken empirisch zu erforschen. Zahlreiche Studien belegen, dass Menschen, die ihre Stärken erkennen und gezielt einsetzen, ein höheres Maß an Lebenszufriedenheit erfahren. Doch auch hier gibt es kritische Stimmen. Zum einen ist das Konzept von Glück und Wohlbefinden schwer zu operationalisieren, da es sehr subjektiv und individuell ist. Glück ist kein universeller, klar definierbarer Zustand, sondern wird von jedem Menschen unterschiedlich wahrgenommen.

Darüber hinaus gibt es methodische Kritik. So wird die Frage aufgeworfen, ob die Förderung von positiven Emotionenallein ausreicht, um psychisches Wohlbefinden zu sichern. Der Fokus auf das Positive könnte dazu führen, dass negative Emotionen oder schwierige Lebenssituationen nicht ausreichend bearbeitet werden. In der Psychotherapie hat sich jedoch gezeigt, dass die Akzeptanz und Verarbeitung von negativen Erlebnissen und Gefühlen ein wesentlicher Bestandteil des Heilungsprozesses ist.


Anwendung der Positiven Psychologie in der Praxis: Positive Leadership und Bildung

Ein interessanter Anwendungsbereich der Positiven Psychologie liegt in der Unternehmensführung. Das Konzept des Positive Leadership zielt darauf ab, die Stärken und Ressourcen der Mitarbeiter zu erkennen und zu fördern, um so ein positives Arbeitsumfeld zu schaffen. Führungskräfte werden ermutigt, ein Klima des Wohlwollens und der Anerkennung zu schaffen, um die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden der Belegschaft zu steigern.

In der Bildung spielt die Positive Psychologie ebenfalls eine immer größere Rolle. Sie wird genutzt, um Resilienz bei Schülern zu fördern und positive Aktivitäten in den Schulalltag zu integrieren. Doch auch hier ist Vorsicht geboten: Ein zu starker Fokus auf das Positive könnte dazu führen, dass reale Herausforderungen und Konflikte in den Hintergrund gedrängt werden. Ein übermäßiger Optimismus kann langfristig zu Frustration führen, wenn die Erwartungen nicht mit der Realität übereinstimmen.


Fazit: Positive Psychologie als wertvolle Ergänzung, aber keine Allheilmittel

Die Positive Psychologie hat wertvolle Impulse gegeben, indem sie das Wohlbefinden und die Stärken des Menschen ins Zentrum der psychologischen Forschung und Praxis gestellt hat. Ihre Betonung auf Charakterstärken, Wohlbefindenund positive Emotionen bietet eine wichtige Ergänzung zu den traditionell defizitorientierten Ansätzen der Psychologie. Dennoch sollte die Positive Psychologie nicht als Allheilmittel betrachtet werden. Die Kritikpunkte in Bezug auf die Universalität der Tugenden, die wissenschaftliche Fundierung und die praktischen Anwendungen zeigen, dass ein differenzierter Umgang mit diesen Konzepten notwendig ist. Letztlich muss der Mensch in seiner Ganzheit betrachtet werden, mit all seinen Stärken, aber auch seinen Herausforderungen und Schwächen.


Meta-Beschreibung: Die Positive Psychologie betont die Stärken und das Wohlbefinden des Menschen. Dieser Blog beleuchtet die Ursprünge, Vorteile und Kritikpunkte der Positiven Psychologie, inklusive ihrer Anwendung in der Praxis.




Fokus-Keyword: Positive Psychologie Kritik


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